Unterwegs mit Maria
Der Weg Mariens
Maria als lebendiger Kelch
Das Unbefleckte Herz Mariens
Mutter und Königin vom Kostbaren Blut
Mutter der Reinen Liebe
Blütenlese
Literatur
Maria hat weder Bücher geschrieben noch Vorträge gehalten, und dennoch ist sie die große Gestalterin des christlichen Lebens-Weges. Ihr Vorbild und ihre Erfahrungen sind für uns alle wichtig, die wir auf dem Weg Jesu Christi zum wahren Ziel des Lebens gelangen wollen, zu Gott.
Unterwegs mit Maria
Der Weg Mariens
1. HINGABE AN DEN WILLEN GOTTES (Nazaret)
2. ZEUGNIS GEBEN (Ain Karem)
3. JESUS SCHENKEN (Betlehem)
4. SICH VERWUNDEN LASSEN (Im Tempel)
5. KRISEN BEWÄLTIGEN (Jerusalem)
6. MIT ALLEM ZU JESUS GEHEN (Hochzeit zu Kana)
7. DIE WAHRE FAMILIE JESU (Kafarnaum)
8. VOLLENDUNG DER LIEBE (Golgota)
9. KOMM, HEILIGER GEIST! (Im Pfingst-Saal)
10. MARIA ZU SICH NEHMEN (Hier und Heute)
Maria als lebendiger Kelch
1. Der Kelch als Symbol des allgemeinen Priestertums
2. Das dreifache „Ja“ Mariens
1.) Maria in Nazaret – das erste „Ja“
2.) Maria unter dem Kreuz – das zweite „Ja“
Schon bei der Betrachtung Mariens als ein offener und bereiter Kelch wurden wir unter das Kreuz geführt. Dort sehen wir die Mutter in ihrem Leid, aber auch in einer großen Tapferkeit. Wie soll sie all das verstehen, wenn ihr eigener, göttlicher Sohn im Dunkel seiner Seele zum Vater im Himmel ruft: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? – Die wahre Liebe braucht keine Erklärungen, um sich zu schenken. Sie bleibt sich treu, auch wenn alles verloren und vergeblich zu sein scheint. Denn echte Liebe schenkt sich ohne Bedingungen. Nur so ist sie sich selbst treu, und auf diese Weise nimmt sie teil an der Schöpferkraft Gottes.
Maria unter dem Kreuz empfängt geistiger Weise in ihrem Herzen das Blut Christi. In ihrem unbesiegten Glauben vermag sie auch jetzt noch das „Ja“ zu erneuern, das sie in Nazaret gegeben hat. Es ist ein neues Ja, ein größeres Ja als je zuvor. Denn noch nie war der Sinn und Inhalt ihres Lebens so angefochten und verdunkelt worden wie in diesem Augenblick. Maria kann sich nicht mehr auf den Sohn stützen, der doch immer der Halt und Inhalt ihres Lebens war. Im Glauben stützt sie sich allein auf Gott, wenn er auch in diesem Augenblick so fern zu sein scheint. So bleibt sie standhaft.
In dem Ja Mariens zum Vater im Himmel geschehen zwei Dinge, die mit nichts Geringerem zu vergleichen sind, als mit der Wandlung bei der Eucharistiefeier. Durch ihren ungebrochenen Glauben, durch ihre unerschütterliche Hoffnung und durch die alles überwindende Liebe vermag Maria unter dem Kreuz den Schmerz und die Sinnlosigkeit ihrer Situation in eine Opfergabe zu verwandeln, die in der Vereinigung mit dem Opfer des Sohnes am Erlösungswerk teilnimmt. Durch Glaube, Hoffnung und Liebe übt Maria unter dem Kreuz ihr „Priestertum“ aus, das das Priestertum aller Getauften ist. Es ist die Fähigkeit und die Aufgabe, durch die drei „göttlichen Tugenden“ die Welt zu verwandeln, Freude und Leid zu heiligen und so der Welt die wahre Freiheit und den Frieden in Gott zu bringen.
Das Hochgebet unseres Lebens:
Maria unter dem Kreuz zeigt uns deutlich, wie wir alle das Taufpriestertum mit Leben erfüllen können und sollen. Es geht darum, dass auch wir, wie der Priester in der heiligen Messe unser Hochgebet sprechen. Maria hat unter dem Kreuz wohl kaum gesprochen. Dabei kommt es auch nicht auf die Worte an. Was hätte sie noch sagen sollen, als das menschgewordene WORT GOTTES, ihr eigener Sohn, gekreuzigt war?! Und doch sagt ihr Schweigen unendlich viel…
Wir können uns vorstellen, dass Maria unter dem Kreuz geweint hat. Es ist aber undenkbar, dass sie geklagt oder gejammert hätte. Genau darin besteht aber die große Gefahr unseres Lebens. Oft gelingt es uns, den Kelch unseres Herzens in der „Gabenbereitung“ unserer Lebensmesse offen zu halten. Wir sind bereit für Gottes Willen. Dann aber beginnen wir zu jammern und uns zu beschweren. So verlieren wir den Wein wieder, statt ihn durch ein hochherziges Ja des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe in das Blut Jesu verwandeln zu lassen. Wenn wir beginnen, uns gegen den Inhalt unseres Kelches zu wehren, dann durchlöchern wir gleichsam mit unseren Klagen den Kelch. So verlieren wir den Wein oder das Blut Jesu, das wir im Herzen gesammelt hatten, und das uns und anderen zum Heil dienen sollte. Ebenso sind Lieblosigkeit und Stolz wie ein umgestoßener Kelch.
Wenn wir dagegen die Messe unseres Lebens zu Ende feiern, dann beten wir mit Maria unser Hochgebet. Manchmal wird es wie das Magnifikat klingen, dann aber ist es auch wieder ein schweigendes Ja – immer aber wird es ein Ausdruck vertrauender Liebe sein. Denn dies ist der schönste Dank an den Vater im Himmel.
(3.) Maria unter den Aposteln – das dritte „Ja“
Als Maria unter dem Kreuz mit Jesus bereits alles gegeben hatte, wurde ihr anschließend noch ein neuer Schritt abverlangt. Menschlich gedacht könnte man sich vorstellen, dass die Mutter Jesu nach all der Marter ihrer Seele am liebsten weit, weit weg in die Einsamkeit gegangen wäre. Oder vielleicht auch zur befreundeten Familie von Lazarus, Martha und Maria in Bethanien. Jesus hat es aber anders gewollt. Mit den kurzen Worten: „Siehe da, dein Sohn – siehe da, deine Mutter“ waren neue Weichen gestellt worden. Die Übergabe an Johannes bedeutet sicherlich auch eine Vorsorge für das leibliche Wohl und die Sicherheit der Mutter. Aber noch mehr ist es eine Aufgabe für Maria: Sie, die Jesus das Leben geschenkt hat, soll jetzt auch für den „Leib Jesu“, also für die Kirche, Mutter sein. Durch ihr Beten, durch ihren Glauben, durch ihre stille, aber hoffnungsstarke Zuversicht hält Maria die Apostel zusammen. Sie hilft ihnen durch ihre dienende und mütterliche Gegenwart, den Glauben neu zu finden, zu beten und den Geist Gottes zu erwarten. So bereitet Maria die Geburtsstunde der Kirche am Pfingstfest vor. Sie wird zur „Königin der Apostel“ und zur „Mutter der Kirche“.
Das dritte „Ja“ im Leben Mariens fordert von ihr, dass sie gerade dort noch einmal anfängt zu dienen, wo alles am Ende zu sein scheint. Hier reicht sie den Kelch ihres Herzens, der angefüllt ist mit Schmerzen, die in Liebe verwandelt wurden. So stärkt sie die Einheit der Kirche, für die Christus sein Blut vergossen hat.
Die Kommunion unseres Lebens:
Ein „Lebendiger Kelch“ zu sein bedeutet, dass man ständig im Dienst des Blutes Christi steht. Wenn wir uns vom Wort Gottes erfüllen und leiten lassen, wenn wir unser Leben in der Kraft Gottes verwandeln und von Augenblick zu Augenblick zu einem Geschenk für Gott machen, dann wird es auch zu einem Geschenk für die Mitmenschen. Die größte Gabe, die sich die Welt ersehnt – bewusst oder unbewusst – ist Frieden, ist Harmonie auch bei aller Verschiedenheit, ist Einheit. Denn nur in der Einheit untereinander sind wir auch ganz frei und finden das wahre Glück, für das wir geschaffen wurden. Was also die Menschheit letztlich ersehnt, ist Erlösung. Erlösung aber gibt es nicht ohne das Blut Christi.
Willst du also ein Kelch sein, der das Blut des Erlösers in sich trägt und ausspendet, so feiere beständig die Eucharistie deines Lebens. Verpasse keine Gelegenheit, den Wein in deinem Herzen aufzufangen – Tropfen für Tropfen, Moment für Moment. Achte nicht darauf, ob der Wein milde oder herb ist. Was zählt, ist die Wandlung, ist das Opfer, ist die Gegenwart des erlösenden Blutes Christi.
Stehe mit Maria unter dem Kreuz, bereit, alles zu verlieren. Aber kein Tropfen des Kostbaren Blutes soll zur Erde rinnen, der nicht vorher in deinem Herzen Platz gefunden hätte und dem Vater in vertrauender Liebe aufgeopfert worden wäre!
Du musst die Welt nicht verändern. Der Wein im Kelch bleibt sauer oder süß, auch wenn er zum Blute Christi geworden ist. Die Welt braucht nicht die Lösung aller Probleme, um zum Heil zu gelangen. Was sie braucht, ist ERLÖSUNG!
Darum feiere die Eucharistie deines Lebens. Sei ein „Lebendiger Kelch“ – aber sprich nicht darüber, wie auch Maria unter dem Kreuz nicht gesprochen hat. Es genügt, dass du in gläubigem Vertrauen da bist, wo heute in deinen Mitmenschen Christus am Kreuz verblutet. Sei gegenwärtig mit liebendem Herzen wie die Mutter Jesu.
Wenn du das Blut Jesu in dir auffängst, wenn du anbetest und standhaft bleibst, wenn du den Schmerz in dir verborgen hältst und den anderen die Liebe weiterschenkst, dann werden viele Menschen zu dir kommen. Denn sie spüren in dir die Nähe Mariens, die Nähe der Mutter.
Die Menschen suchen Gott. Sie verlangen nach der Liebe Gottes. Empfange diese Liebe durch das Blut des Kreuzes. Behalte für dich den Schmerz und schenke den anderen das Licht, bis auch sie die Quelle entdecken und selber das Kreuz zu schätzen und zu lieben lernen. Sei ein „Lebendiger Kelch“,
indem du Maria bist. Sei eine beständige Kommunion, eine „Quelle der Barmherzigkeit“. So kannst du den Menschen die Erlösung bringen und Einheit stiften, weil du von neuem der Welt jenen Gott schenkst, der die Liebe ist.
Aus: Aufhausener Marienlob, 270-278
Das Unbefleckte Herz Mariens
Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens
Maria, dein Unbeflecktes Herz ist die Quelle und gleichzeitig auch die schönste Frucht der Allmacht deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus.
Mutter und Königin vom Kostbaren Blut, du bist der Weg und gleichzeitig auch die strahlendste Ikone der Liebe deines Sohnes, unseres Erlösers.
Du Frau mit der Sonne umkleidet, du bist der Kampf und gleichzeitig auch der herrlichste Sieg der Demut deines Sohnes, unseres Gottes.
Dir wollen wir danken, dir vertrauen, und zusammen mit dir teilnehmen an der Mission Jesu Christi.
Dir, Maria, weihen wir von neuem uns und alle unsere Familien und Gemeinschaften. Wir bitten dich, Mutter, nimm uns alle in dein Unbeflecktes Herz, damit wir dort rein und unter deinem Schutz Heilung und Heiligung erfahren im Heiligen Geist.
Lass uns durch dein Unbeflecktes Herz zum Herzen Jesu gelangen und so zum Herzen des Vaters im Himmel. Amen.
Aus: Aufhausener Marienlob, 161
Warum Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens?
In der Botschaft von Fatima Maria selber hat sehr eindringlich dazu aufgefordert, die Welt ihrem Unbefleckten Herzen zu weihen. Das ist zum ersten Mal durch Papst Pius XII. 1942 während des Zweiten Weltkrieges geschehen. Diese Weihe wurde von den Päpsten Johannes XXIII. und Paul VI. wiederholt, aber erst Papst Johannes Paul II. vollzog 1984 diese Weihe im Namen aller Bischöfe und in Anwesenheit von Vertretern des Episkopates aus aller Welt. Alle Diözesen wurden eingeladen, diese Weihe in geeigneter Weise zu wiederholen.
Aus: Aufhausener Marienlob, 206-207
In der Geistlichen Familie vom Heiligen Blut wird die Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens zusammen mit der Weihe an Maria Schnee verbunden.
Kleiner Rosenkranz vom Unbefleckten Herzen Mariens
Aus: Blut-Christi-Lob. Gebete und Andachten, 382-383
Verehrung des Herzens Mariens
Die Gottesmutter bat die Kinder in Fatima, aus Liebe zu Jesus Gebete und Leiden stellvertretend aufzuopfern. Diese Seherkinder mussten bekanntlich viele Verfolgungen und schwere Krankheiten erdulden. Jacinta sagte: „Ich leide für die Bekehrung der Sünder und für den Heiligen Vater“; und Francisco fügte hinzu: „Ich leide, um unseren Heiland zu trösten“. Mit diesen zwei Sätzen ist wohl am einfachsten und schönsten erklärt, was „Sühne“ bedeutet.
Jesus ist derjenige, der durch sein Blut am Kreuz für die Sünden der ganzen Menschheit gesühnt („bezahlt“) hat. In seinem „Herzen“ begegnen wir der Liebe Gottes, dem Heiland und Erlöser, der unsere Schuld auf sich nahm, damit wir neu zur Freundschaft mit Gott gelangen können. Das „Herz Mariens“ ist die vollkommene Antwort der Menschheit auf die erbarmende Liebe Gottes.
1. Die biblische Bedeutung des Herzens
Wenn wir in diesem Zusammenhang vom „Herz“ sprechen, dann nicht so wie ein Kardiologe, also wie ein Herzspezialist im Krankenhaus. Wir gebrauchen den Begriff des „Herzens“ wie die Bibel. Dort spricht man vom „Herzen“, wenn der gesamte Mensch gemeint ist – sein Verstand, sein Wille wie auch der gesamte Bereich der Gefühle. Es heißt z.B. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft… (Mk 12,30; vgl. Dtn 6,5).
Gott selber „hat ein Herz“ für die Menschen, ja, besonders auch für die Sünder. Denn er liebt uns, wie gute Eltern ihre Kinder lieben – und ganz besonders die Sorgenkinder. Der Prophet Hosea schreibt über die Liebe Gottes:
Als Israel jung war, gewann ich ihn lieb, ich rief meinen Sohn aus Ägypten. Je mehr ich sie (aber) rief, desto mehr liefen sie von mir weg. Sie opferten den Baalen und brachten den Götterbildern Rauchopfer dar.
Ich war es, der Efraim gehen lehrte, ich nahm ihn auf meine Arme. Sie aber haben nicht erkannt, dass ich sie heilen wollte. Mit menschlichen Fesseln zog ich sie an mich, mit den Ketten der Liebe. Ich war da für sie, wie die (Eltern), die den Säugling an ihre Wange heben. Ich neigte mich ihm zu und gab ihm zu essen (…). Mein Volk (aber) verharrt in der Treulosigkeit; sie rufen zu Baal, doch er hilft ihnen nicht auf.
Wie könnte ich dich (aber) preisgeben, Efraim, wie dich aufgeben, Israel? (…) Mein Herz wendet sich gegen mich, mein Mitleid lodert auf. Ich will meinen glühenden Zorn nicht vollstrecken und Efraim nicht noch einmal vernichten. Denn ich bin Gott, nicht ein Mensch, der Heilige in deiner Mitte. Darum komme ich nicht in der Hitze des Zorns. Sie werden hinter Jahwe herziehen (…) ich lasse sie heimkehren in ihre Häuser – Spruch des Herrn. (Hos 11,1-11)
2. Zusammen mit Maria auf Gottes Liebe antworten
Die Verehrung des Herzens Mariens hat zum Ziel, dass wir lernen, als Menschen die rechte Antwort auf die Liebe Gottes zu geben – so wie Maria und zusammen mit Maria. Als Mutter des Sohnes Gottes nimmt sie teil an der Erlösung der Menschen. Im Hinblick auf diese besondere Aufgabe wurde sie durch ein besonderes Eingreifen Gottes von der Erbsünde ausgenommen. Sie ist die Immaculata, die ganz Makellose, die Reine Jungfrau und Mutter, das „Unbefleckte Herz“. Auch der Titel „Maria Schnee“ weist bildhaft auf das Geheimnis der besonderen Erwählung Mariens hin, denn ihre Seele ist weiß wie der Schnee.
Wenn wir das „Unbefleckte Herz Mariens“ besonders an jedem ersten Samstag des Monats verehren, so tun wir es zunächst einmal im Hinblick auf den Herz-Jesu-Freitag am Tag zuvor. Zusammen mit Maria wollen wir auf die Liebe Gottes im Herzen Jesu eine würdige Antwort geben.
Wir sind bereit, zusammen mit Jesus für die Sünden der ganzen Welt Sühne zu leisten und so den Vater im Himmel zu trösten. Durch das Herz Mariens lernen wir so zu lieben, wie Gott es erwartet.
Maria ist ohne eigenes Verdienst, im Hinblick auf das Blut Christi ohne Erbschuld empfangen worden. Aber ihre Reinheit wird im Laufe ihres Lebens auch immer mehr die Frucht eigener Anstrengung. Das kommt besonders in den schwierigen Situationen zum Ausdruck, in denen ihre Glaubenstreue auf die Probe gestellt wurde. Als sie z.B. den zwölfjährigen Jesus in Jerusalem „verloren“ hatte und ihn dann nach langem Suchen im Tempel wieder fand, kam es zum Gespräch zwischen den Eltern und dem Sohn, doch sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte (Lk 2,50). Maria war wieder einmal in eine schwierige, geheimnisvolle Situation hineingestellt worden. Aber sie murrt nicht, klagt nicht, beschwert sich nicht bei Gott, sondern bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen, um daraus zu lernen.
3. Selig, die ein reines Herz haben!
Das ist das erste, was die Verehrer des Herzens Mariens von ihr lernen dürfen und sollen: Man muss nicht immer gleich verstehen, was Gott fügt oder zulässt, aber es ist heilsam, die Ereignisse zunächst einmal im Herzen zu bewahren und zu erwägen, bevor man eine Antwort darauf gibt. „Im Herzen“, also mit Verstand, Wille und Gemüt! Maria tut es im Glauben. Ihr ganzes Denken und Beten, ihr Hoffen und Vertrauen ist vom Wort Gottes, also von der Bibel her geprägt. Das kann man besonders an ihrem schönsten und bedeutendsten Gebet sehen, dem Magnifikat (Lk 1,46-55). Dieser Hymnus ist eine Zusammenfassung und Krönung der Erfahrung Israels, der Geschichte des ganzen Gottesvolkes. Maria kennt sich in der Heiligen Schrift gut aus. Sie betet mit den Worten der Bibel. Um ein echter Verehrer des Herzens Mariens zu werden, muss man zusammen mit ihr aus der Bibel leben. So können wir auch immer mehr an der Reinheit Mariens teilhaben. Jesus sagte ja auch zu den Aposteln: Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe (Joh 15,3).
Durch die Taufe und das Sakrament der Buße und Versöhnung empfangen wir (objektiv) die Reinheit von der Sünde. Um aber auch (subjektiv) ein „reines Herz“ zu haben, brauchen wir die Reinigung unserer Denkweise, unserer Gefühlswelt und unserer Wünsche und Entscheidungen. In der Bergpredigt heißt es: Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen (Mt 5,8). Mit dieser Reinheit ist nicht nur die Befreiung von Sündenschuld gemeint, sondern vor allem die Klarheit und Aufrichtigkeit des Denkens, Wollens und des Gewissens. Es geht auch darum, innerlich geheilt zu werden, und zwar von den bewussten oder unterbewussten emotionellen Verletzungen. Die gesamte Bergpredigt ist das Heilmittel dazu. Dabei spielt das aufrichtige und vollständige Verzeihen eine besondere Rolle. Wer nach dem Wort Gottes lebt, beginnt tatsächlich Gott zu „schauen“ – nicht erst später einmal im Himmel, sondern auch durch die Glaubens-Erfahrung schon hier auf der Erde. Ein „reines Herz“ nach dem Vorbild Mariens empfängt man zunächst als Geschenk Gottes. Man muss die Reinheit dann aber auch immer wieder neu erwerben und vertiefen – durch ein Leben nach dem Wort Gottes.
4. Das verwundete Herz der Mutter
Das Herz Mariens weist uns noch auf ein anderes Geheimnis hin: auf das Schwert in ihrem Herzen. Jesus hat am Kreuz sein Herz von der Lanze des Soldaten durchbohren lassen. Das Blut und das Wasser, das aus der Seite Jesu strömte, weist symbolisch auf die Sakramente der Kirche hin. Auch das Herz Mariens ist geistiger Weise durchbohrt worden. Schon der greise Simeon hatte es im Tempel bei der Darstellung Jesu vorausgesagt: Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen (Lk 2,35). Ein liebender Mensch lässt sich von denen, die er liebt, immer wieder verwunden, aber die Liebe wird dadurch nicht geschwächt, sondern sie wird noch tiefer, reiner und stärker. Das kommt besonders deutlich im Gleichnis vom „verlorenen Sohn“ (Lk 15) zum Ausdruck. In ihm wird bildhaft die Liebe Gottes zu den Menschen dargestellt. Gott lässt sich um der Liebe willen von den Menschen verwunden. Ebenso sind jene Menschen bereit zu leiden, die bewusst oder unbewusst an der Liebe Gottes teilnehmen. Es sind besonders die Mütter, die eine so starke Liebe zu ihren Kindern haben, dass sie sich immer wieder von ihnen verletzen lassen und sie doch weiter lieben. So bringt Maria in besonderer Weise unter dem Kreuz die mütterliche Liebe Gottes zum Ausdruck. Mit dem Schwert im Herzen wird sie zur Mutter der Kirche, ja aller Erlösten.
Wer wirklich das Herz Mariens verehrt, neigt sich nicht nur vor dem verwundeten Herzen der Mutter, sondern wird auch immer mehr bereit, sich selber verwunden zu lassen – ohne zu jammern! Es ist die echte Liebe zu Gott und den Menschen, die uns Maria ähnlich macht, die uns ein mütterliches Herz schenkt. In der Verehrung des Herzens Jesu sagen wir oft: Jesus, gütig und selbstlos von Herzen – bilde unser Herz nach deinem Herzen! Im Hinblick auf Maria könnten wir diese Worte aber auch folgendermaßen anpassen: Maria, rein und demütig von Herzen – hilf uns, dass wir uns aus Liebe zu Jesus immer wieder verwunden lassen! Die Bereitschaft, sich für das Heil der Menschen verwunden zu lassen – das ist Sühne. Sie macht uns Jesus und Maria ähnlich und ist ein Geschenk für den Vater im Himmel!
Aus: Aufhausener Marienlob, 258-263
Mutter und Königin vom Kostbaren Blut
Wir ehren dich, heilige Mutter, denn Gott hat dich unter allen Frauen erwählt, die Mutter seines Sohnes zu werden. Für ihn solltest du ein reines und heiliges Gefäß sein. Darum hat dich Gott von der Erbschuld der Menschheit ausgenommen und mit dir eine neue Schöpfung begonnen. Groß bist du und herrlich in der strahlenden Makellosigkeit deiner Seele. Du bist die erste Frucht der Erlösung, erworben durch das Blut deines Sohnes, noch bevor Jesus in dir Mensch geworden ist. Gott hat dich in einzigartiger Weise begnadet, damit du ohne jede Einschränkung seinen Plan verwirklichen konntest.
So gabst du dein volles Ja zur Botschaft, die der Engel überbrachte und in der er dich einlud, Mutter des Erlösers zu werden. Ohne Bedingungen folgtest du in unendlichem Vertrauen Schritt für Schritt dem Willen Gottes. Es ist ein Weg der Prüfungen, ein Weg der unerwarteten Ereignisse, ein Weg des Glaubens. So findest du dich wieder auf dem Kalvarienberg vor deinem verblutenden Sohn, nachdem du mit ihm ein ganzes Leben lang den Kreuzweg gegangen bist.
Wir lieben dich, Mutter unter dem Kreuz, Mutter vom Kostbaren Blut, denn auf Kalvaria bist du unser aller Mutter geworden. Aus dir ist nicht nur das rettende Blut Jesu hervorgegangen, als du deinem Sohn das menschliche Leben schenktest. Durch dich strömt das Erlöserblut vom Kreuze her, da du zur Mutter des Leibes Christi, zur Mutter der Kirche wurdest. Wie dein Sohn wollen wir dich lieben und ehren. Mit ihm wollen wir leiden an deinen Schmerzen, mit ihm uns auch freuen über deine Freuden. Zeige uns, Mutter, wie wir dich mehr lieben können, wie wir dich kindlicher lieben können, wie wir dich reifer lieben können.
Dich wollen wir begleiten, barmherzige Mutter aller Menschen. Mit dir wollen wir ein Herz haben für alle, die Hilfe brauchen. Mit dir wollen wir trösten und lindern, ermutigen und heilen. Du bist auch denen nahe, die dich nicht kennen oder dich nicht mehr verstehen. Denn Jesus hat sein Blut für alle vergossen. So ist sein Herz für alle offen, besonders für die, die verlassen sind, die verzweifeln und jene, die sonst keine Liebe empfangen.
Sei uns nahe, du gute Mutter vom Kostbaren Blut, damit wir denen nahe sein können, die du so sehr liebst. Gib uns deinen Glauben, dass wir uns wie du vom Geist Gottes bewegen lassen. Erfülle uns mit deiner Demut, damit wir denen wirklich dienen können, für die Jesus gestorben ist. Schenke uns dein Herz, damit wir dein Erbarmen zu jenen tragen können, die ohne Gnade leben.
Maria, unsere gute Mutter, lass uns auf dieser Erde deinen Platz einnehmen, damit Jesus immer stärker in den Menschen zu leben beginnt und sein Reich sich ausbreiten kann. Hilf uns, dass wir wie du unseren Beitrag zur Erlösung der Menschen geben und so unser eigenes Blut mit dem Blut Christi zur Ehre des Vaters und zum Heil der Welt hingeben. Amen.
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Am Fuß des Kreuzes, wo Maria für uns als Makellose und Schmerzensreiche steht, dort fing sie in ihrem Herzen das Blut auf, das der Sohn am Kreuz vergoss.
Familienweihe vor dem Bild der Mutter und Königin vom Kostbaren Blut
Jesus, du bist die Quelle und das Ziel unseres Lebens. Du bist unser Gott und Erlöser. Wie gut ist es doch, dass du auch ein Kind sein wolltest, bevor du unser Lehrer wurdest. Du wolltest dich zunächst an Maria anschmiegen, bevor du sie als Mutter und Königin der ganzen Kirche gegeben hast. Du weist auf den Kelch des Lebens hin, damit wir in deinem Kostbaren Blut die Reinigung von unseren Sünden finden sowie die Quelle der wahren Liebe. Wir danken für dein Lächeln, das uns Mut macht und für dein Vertrauen zu Maria, unserer großen Schwester. Zusammen mit dir wollen wir sie lieben, ihr vertrauen und in ihrer Nähe leben und wirken.
Maria, zusammen mit deinem Sohn hältst du uns alle geborgen in deinem Herzen. Wir wollen dir unsere Familie anvertrauen. Zusammen mit dir wollen wir uns für den Heiligen Geist öffnen, auf das Wort Gottes hören und es in der Zusammenarbeit mit Christus unserem Erlöser erfüllen. Wir danken für deine milden Blicke, die du uns schenkst – in guten wie in schwierigen Zeiten. Von dir wollen wir lernen, ein offener Kelch zu sein, der in jeder Situation den Willen Gottes annimmt. Wie du Jesus der Welt geschenkt hast und selber ein Gabe für alle Menschen wurdest, so wollen auch wir in unserer Familie ein Ausdruck der Güte Gottes werden und auch für alle Menschen, denen wir begegnen.
Jesus und Maria, wir bitten um eure beständige Gegenwart unter uns und wir bitten um euren Segen, damit wir Gottes Pläne, die er mit unserer Familie hat, erfüllen können. Seid uns nahe besonders in Zeiten der Krankheit, der Krise, der Geburt und des Todes, damit wir eine Quelle des Lebens werden können – nicht nur für diese Erde sondern auch für den Himmel. Amen.
Mutter der Reinen Liebe
Maria Schnee – auch „Mutter der Reinen Liebe“ genannt – lädt in Aufhausen immer wieder alle Pilger ein, sich durch ihren „Schnee“ reinigen und schützen zu lassen. Die weiße Farbe von Schnee und Wolle ist in der Bibel ein Bild für die Reinheit und Freiheit von der Sünde. Die Blut-Christi-Andacht, die an diesem Gnadenort besonders gepflegt wird, hilft entschieden mit, die Botschaft von Maria-Schnee zu verstehen, anzunehmen und weiterzutragen.
„Wären eure Sünden auch rot wie Scharlach, sie sollen weiß werden wie Schnee. Wären sie rot wie Purpur, sie sollen weiß werden wie Wolle“ (Jes 1,18).
Es wird nämlich ein „Rot“ geben, das noch kräftiger ist als Scharlach und Purpur. Es kann in seiner Kraft die Sündenschuld der Menschen auslöschen. Gemeint ist das Rot des Blutes Jesu Christi, das Blut des Gottes-Sohnes.
Blütenlese
1. Sich von Maria heilen lassen
Durch ihre Aufnahme in den Himmel, also in die volle Gemeinschaft mit Gott, ist Maria uns allen näher gekommen. Ähnlich wie Jesus Christus, der bei seiner Himmelfahrt betont hat, dass er bis zum Ende der Welt alle Tage bei uns bleiben werde, ist uns auch Maria zusammen mit Ihm überall nahe. Sie wartet darauf, dass wir sie in unseren Alltag hereinlassen. Die duftenden Heilkräuter, die am 15. August geweiht werden, sind eine Einladung, dass wir alle unsere Wunden von Maria berühren lassen – denn ihre Hände heilen…
2. Das Tor zur Mutterschaft Gottes
Wenn wir über Gott nachdenken oder über ihn sprechen, dann betonen wir gewöhnlich seine Vaterschaft. Jesus, der Sohn Gottes, ist als Mann geboren. In seiner menschlichen Natur stellt er die Vaterschaft Gottes dar. Aber auch die andere Dimension Gottes, nämlich seine Mütterlichkeit, muss auf irgendeine Weise den Menschen nahegebracht werden. Wohl auch deshalb hat sich in der christlichen Frömmigkeit das Bild Mariens als Mutter Gottes so stark entwickelt. Sicherlich – sie ist nicht Gott, sondern Mensch, in gewissem Sinne „nur“ Mutter Gottes. Aber gerade durch sie gelange ich zur Mütterlichkeit Gottes, zum vollständigeren Gottesbild. Gerade auch deshalb ist es so wichtig, einen Zugang zu Maria zu gewinnen…
3. Durch Jesus zu Maria
Traditionell heißt es: „Durch Maria zu Jesus!“. Maria ist Vorbild des gläubigen Christen und ebnet uns durch ihre Haltung und Hilfe den Weg zu Jesus, dem Erlöser. Viele Menschen aber haben – aus welchen Gründen auch immer – ein Problem mit Maria. Sie finden kaum einen Zugang zur Mutter Jesu. Wenn wir also Maria „entdecken“ möchten – wer könnte uns dabei besser helfen als jener, der ihr am nächsten war, ihr Sohn?! Wer kannte und kennt ihr Denken und ihre Gefühle so tief wie Er? – Schon aus natürlicher Sicht kann man sagen, dass Jesus uns am besten zu seiner Mutter Maria hinführen kann. Er führt uns aber nicht nur zu jener Frau aus Nazaret, sondern durch sie auch zu Gott-Vater. Kein anderer Mensch ist Gott-Vater so nahe gekommen wie die Gottes-Mutter Maria. Ihre Mütterlichkeit macht unser Gottesbild vollständiger und zugänglicher. Darum können wir das herkömmliche Leitmotiv der Marienfrömmigkeit auch sinnvoller Weise umdrehen und sagen: „Durch Jesus zu Maria!“
4. Helfen wie Maria
Maria zeigt uns am besten, wie man Jesus helfen soll. Ihre Haltung bei der Hochzeit in Kana ist eine große Lektion in christlicher Hilfe: Sie ist offen für die Probleme und Nöte der Umgebung. Marias Hilfe in dieser Situation war von entscheidender Bedeutung, obwohl das Hauptthema dieser Szene des Evangeliums ein anderes ist. Maria war im richtigen Moment zur Stelle und aktiv – dann aber zog sie sich wieder ganz zurück. Nach der Bitte um Hilfe und der Aufforderung an die Diener hören wir hier nichts mehr über sie. Sie hat geholfen, möchte aber keinen besonderen Dank. Den ersten Platz lässt sie Jesus. Man muss Jesus helfen wie Maria, damit die Hilfe auch wirklich Liebe ist.
5. Maria erfahrbar machen
Maria in der Welt von heute erfahrbar zu machen, ist für uns eine besondere Ehre und Freude, die uns immer neu mit Zartheit und Kraft erfüllt. So möchten wir auch immer mehr an ihrer geistlichen Mutterschaft teilnehmen und – bildlich gesprochen – zu einem „lebendigen Kelch“ werden, der rein und offen ist für den Willen Gottes, angefüllt unter dem Kreuz mit dem Blut des Erlösers und aufgeopfert für die Einheit des Volkes Gottes.
6. Blumen für Maria
In der Wallfahrtskirche Maria-Schnee in Aufhausen stehen am Mai-Altar gewöhnlich auch leere Vasen. Sie sind aber nicht lange ohne Schmuck, denn sie laden dazu ein, dass sie mit „Mehr-Wert-Blumen“ gefüllt werden. Aber worin besteht denn der „Mehrwert“? Klingt das nicht nach Steuern, nach Finanzamt und Abrechnung? Vor diesem Mai-Altar bedeutet „Mehrwert“ etwas ganz anderes, als bei den Rechnungen im Geschäft. Jede Blume vor der Marienstatue – ganz gleich ob aus dem Laden, dem Garten oder vom Wegrand – kann ein Zeichen der Dankbarkeit und Liebe sein. Wenn man bei jeder Blume, die man der Gottesmutter zum Geschenk machen will, ganz bewusst etwas Gutes tut, auf etwas verzichtet, ein freundliches Lächeln zeigt, ein liebes Wort sagt…, dann hat diese Blume einen größeren „Wert“, sie wird zur „Mehr-Wert-Blume“.
7. Die Frau mit der Sonne umkleidet
Der Seher Johannes spricht von ihrem Sieg über die Mächte der Finsternis. Es ist der Sieg der Kirche und der Frau, mit der Sonne umkleidet. Wo die Demut Mariens herrscht, muss der Böse weichen. Wo die Kirche dient, siegt Michael und seine Engel über den Drachen. Wir danken Maria für ihr Königtum und preisen Gott, dass er uns in ihrem Unbefleckten Herzen einen sicheren Ort der Zuflucht gegeben hat.
8. Maria ähnlich werden – Leben schenken
Die Geburt Jesu ist nicht nur in den Tagen der Weihnacht aktuell. Jesus sagte, „wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20). Man muss nicht einmal beten – es genügt „im Namen Jesu“, also in seiner Liebe, beisammen zu sein. Das kann bei der Arbeit sein, bei einem Ausflug, bei einem Krankenbesuch oder einer Geburtstagsfeier… Immer kann man in der gegenseitigen Liebe sein und somit Jesus „Leben schenken“. Das macht uns Maria ähnlich, wenn wir durch unser Beispiel, durch unsere Worte und Taten dazu beitragen, dass Jesus im Herzen der Mitmenschen ankommt, dann sind wir der Gottesmutter besonders nahe – dann ist „Weihnachten“.
9. Rein sein – rein werden
Um die Reinheit zu verteidigen, ist es sehr wichtig und heilsam, sich Maria anzuvertrauen. Wir betonen oft, dass man „schlechte Gesellschaft“ meiden muss. Das stimmt, aber man sollte auch gleichzeitig darauf hinweisen, was wir denn suchen sollen, wo wir die „gute Gesellschaft“ finden. Die größte Helferin bei der Bemühung um Reinheit ist Maria, die Makellose von Anfang an. Wenn wir in unserem Herzen einen Platz für sie haben, dann sind wir rein – für Jesus! Es ist gut, ein schönes Bild von Maria zu besitzen – aber nicht nur als Dekoration oder Andenken. Man sollte ein Lieblingsbild von der Mutter Jesu haben, die ja auch unsere Mutter ist. Das Bild soll so sein, dass es bis in das Herz dringt und unsere zartesten Gefühle anspricht. Es ist wichtig, dass wir mit Maria auch über die Reinheit sprechen. Solange man in einer für die Reinheit gefährlichen Situation im Herzen mit Maria sprechen kann, ist noch nichts verloren.
10. Verlieren können
…Wer nicht verlieren kann, der kann auch nicht gewinnen! Wie groß ist aber jene Frau, die unter dem Kreuz Gott für Gott gleichsam verloren hat und so zur Mutter der Einheit wurde! Manchmal ist es notwendig, einen Menschen zu verlieren, damit Gott wieder den ihm gebührenden Platz, seinen Platz, in uns einnehmen kann. Maria unter dem Kreuz hat diese Erfahrung am stärksten gemacht. Sie hat für Gottes Pläne ihr Ein-und-Alles, ihren Sohn Jesus, Gott-Vater zurückgegeben. Gerade dann, wenn wir unter dem Verlust eines lieben Angehörigen leiden, kann uns die Mutter unter dem Kreuz am besten trösten und helfen.
11. Maria und die Einsamkeit
Einsamkeit ist immer eine Einladung, mehr Platz für Jesus selber zu machen, ihm mehr Zeit und Herz zu schenken. Vielleicht ist es gerade das Geheimnis des Kreuzes, das dir jetzt deine volle Reife als Mensch und als Christ geben will. Und Maria als Schmerzens-Mutter könnte deine beste Freundin werden. Der Christ, der, wie Maria, unter dem Kreuz die Einsamkeit erfährt, vertieft die Einheit Christi unter den Brüdern und Schwestern und zieht viele andere in das Licht des Evangeliums.
12. Marianische Kultur
Der Schritt von der traditionellen marianischen Frömmigkeit hin zu einer marianischen Spiritualität bedeutet vor allem, dass Maria immer mehr das Leben des Christen prägt. Wenn diese Umgestaltung aber nicht nur einzelne Gläubige und kleinere Gemeinschaften betrifft, sondern darüber hinaus ein größeres Umfeld gestaltet, kann man auch von einer „marianischen Kultur“ sprechen.
Eine marianische Kultur prägt die Umgangsformen, die Erziehung, die Bräuche, die Mode, die Architektur und Kunst… nach dem Vorbild der Mutter Jesu. Damit ist nicht eine Kopie oder die Rückkehr zu historischen Bräuchen gemeint. Vielmehr geht es um die heutige Offenheit für Gott und um die Treue zu Gottes Wort. Maria lebt in einer ununterbrochenen Wechselbeziehung zu Jesus, ihrem Sohn, unserem Erlöser und Heiland. Mit großer Einfühlungsgabe dient sie den Leidenden und strahlt Harmonie und Schönheit aus…
Wo Maria gegenwärtig ist und wo sie den Ton angibt, da vertragen sich ihre Kinder, dort sind sie offen für den Heiligen Geist. Es ist nicht zufällig, dass sie im Pfingst-Saal bei der betenden Urgemeinde dabei ist. Maria, die Mutter der Kirche, will auch heute die Kirche zu einem würdigen Tempel des Heiligen Geistes gestalten, zu einem Werkzeug für die Rettung der Welt vor der „Kultur des Todes“.
Eine marianische Kultur bedeutet mehr als die Pflege von bestimmten Gebeten, Andachten, Pilgerfahrten… Marianische Kultur ist eine „Kultur des Lebens“. Sie schenkt der Welt den Schöpfer allen Lebens und bildet die Menschen heran zur Teilnahme am Leben Gottes.
Aus: Aufhausener Marienlob, 279-284
Literatur
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